Behandlung mit Lachgas bei ängstlichen Patienten

Eine gewisse Ängstlichkeit vor Zahnbehandlungen ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Eine moderate bis deutlich ausgeprägte Angst, welche sogar Panik auslöst, kann für den Betroffenen eine scheinbar unüberwindbare Hemmschwelle darstellen, eine Zahnarztpraxis zu betreten.

Dringend notwendige Behandlungen werden demnach über Jahre verschleppt, sodass die negativen Auswirkungen auf die Zähne oft verheerend sind.

Neben den bekannten Methoden der Beruhigung wie z.B. dem Dämmerschlaf, der intravenösen Sedierung oder der Vollnarkose, kann die Sedierung mit Lachgas vor allem bei der Zahnbehandlung eine große Hilfestellung sein.

Was ist Lachgas?

Das in der Zahnmedizin eingesetzte Gas ist eine Mischung aus Distickstoffmonoxid und Sauerstoff. Der Anteil an Sauerstoff liegt bei mind. 30 vol.% und ist damit deutlich zu der Raumluft (21vol.%), die wir täglich einatmen, erhöht. Somit ist Lachgas in der Anwendung sehr sicher.

Das farblose und leicht süßlich riechende Gas wird seit Mitte des letzten Jahrhunderts weltweit in großem Umfang von Zahnärzten als sicheres und nahezu nebenwirkungsfreies Beruhigungsmittel eingesetzt. Vor allem in den skandinavischen und angelsächsischen Ländern ist die Anwendung von Lachgas bei der Sedierung von ängstlichen Patienten, Erwachsenen wie auch Kindern, sehr beliebt.

Wie wirkt Lachgas?

Das über eine Nasenmaske ein- und ausgeatmete Gas wirkt auf das zentrale Nervensystem und ruft einen gedämpften Bewusstseinszustand hervor, der von Entspannung, Gelassenheit sowie einer leichten Müdigkeit gekennzeichnet ist. Dieser Bewusstseinszustand ist mit einer hypnotischen Trance vergleichbar, wobei die Patienten das Bewusstsein jedoch nicht verlieren.

Der Patient atmet selbstständig, ist weiterhin ansprechbar und die lebensnotwendigen Atem- und Schutzreflexe bleiben in vollem Umfang erhalten.
Das Gas wirkt überwiegend angstreduzierend, ist aber nicht geeignet, den Schmerz auszuschalten, da seine schmerzlindernde Wirkung in der angewandten Dosierung nur sehr gering ausgeprägt ist.

Durch die herausragende anxiolytische (=angstreduzierende) und sedierende Wirkung  wird die übliche Betäubungsspritze jedoch weniger bewusst wahrgenommen und somit nur noch unterschwellig gespürt, sodass generell die Akzeptanz bei Patienten für die lokale Betäubung steigt.

Für wen ist Lachgas geeignet?

Lachgas ist für fast jeden Patienten, unabhängig vom Alter, geeignet. Da die meisten Angstpatienten bereits in ihrer Kindheit Ängste entwickeln, die sie von einer Zahnbehandlung abhalten, kann die Angstspirale bei Kindern vom ersten Moment an verhindert werden.

Aber vor allem auch Patienten mit Vorerkrankungen (wie z.B. verminderte Herzfunktion, Asthma, Schlaganfall, Epilepsie, Diabetes etc.) können von der Lachgasbehandlung deutlich profitieren: durch die Angstreduktion wird das Stressniveau gesenkt. Das erhöhte Sauerstoffangebot von über 30%, welches das Lachgas bereitstellt, unterstützt die bereits geschwächten Organsysteme in ihrer Leistungsfähigkeit. Damit werden die Risiken eines Zwischenfalls während der Zahnbehandlung gesenkt.

Auch bei einer bestehenden Schwangerschaft kann Lachgas ab dem 7. Monat ohne Nebenwirkungen auf Embryo oder Neugeborenes genutzt werden. Lachgas wird in vielen Ländern gar als Standardverfahren zur Geburtserleichterung eingesetzt.
Bei jenen Maßnahmen, die zwar nur wenige Schmerzen verursachen, jedoch von manchen Patienten trotzdem als sehr unangenehm empfunden werden, (wie z.B. Zahnsteinentfernung mit einem Ultraschallgerät, Abdrucknahmen zur Herstellung von Zahnersatz oder auch die Anfertigung einer Röntgenaufnahme aufgrund des Würgereizes) kann man sich die schmerzlindernden und würgereizdämpfenden Eigenschaften des Lachgases auch bei einem  nur  kurzen Behandlungszeitraum zu Nutze machen.

Welche sonstigen Vorteile bringt Lachgas?

  • Lachgas ist im Gegensatz zu andere Sedierungstechniken wie z.B. dem Dämmerschlaf sehr gut dosierbar und hat u.a. aufgrund dessen kaum Nebenwirkungen.
  • Lachgas wirkt innerhalb von wenigen Minuten.
  • Lachgas wird vom Körper nicht verstoffwechselt und fast ausschließlich wieder über die Atemwege ausgeschieden
  • Dadurch, dass das Lachgas nach Beendigung der Behandlung wieder schnell aus dem Körper ausgeschwemmt wird, kann der Patient die Praxis nach kurzer Zeit und ohne Begleitperson verlassen sowie am Straßenverkehr teilnehmen.
  • Die Lachgassedierung hinterlässt beim Patienten keine großen Erinnerungslücken wie sie bei tieferen Sedierungen häufig beobachtet werden.