Parodontologie

Zu den meist vorkommenden Erkrankungen des Zahnfleisches gehört die Parodontitis. Sie ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und gilt als die häufigste Ursache für einen Zahnverlust. Die Parodontitis ist eine bakteriell bedingte Entzündung des Zahnhalteapparats, die oft einen langsamen, unauffälligen und chronischen Verlauf nimmt und dadurch über viele Jahre völlig unbemerkt bleiben kann.

Eine regelmäßige zahnärztliche Untersuchung, bei der ein kurzer Screeningtest (PSI) vorgenommen wird, kann das Bestehen einer Parodontitis jedoch rechtzeitig aufdecken. Die Parodontitis kann, unabhängig vom Alter aber auch einen schnellen, schmerzhaften und akuten Verlauf nehmen. Sie kann mit Blutungen, Rötungen sowie Schwellungen des Zahnfleischs einhergehen und ist vor allem durch tiefe Zahnfleischtaschen in Verbindung mit einem ausgeprägten Abbau von zahntragenden Knochen gekennzeichnet. Wird sie nicht rechtzeitig behandelt, kann es zunächst zu einer Zahnlockerung, später dann zum Zahnverlust kommen.

Die Parodontitis ist ein Krankheitsbild, das unter Wissenschaftlern noch nicht in all seinen Facetten verstanden wird. Sicher ist, dass sie durch viele in einer Wechselbeziehung zueinanderstehenden Faktoren beeinflusst wird.     Die eigentliche Ursache der Parodontitis wird einerseits mit der bakteriellen Besiedlung (Biofilm) des Zahnes, andererseits mit der mangelnden Leistungsfähigkeit des Immunsystems, welches auf die bakterielle Besiedlung nicht ausreichend reagieren kann, in Zusammenhang gebracht.

Darüber hinaus gibt es viele Faktoren, die eine Parodontitis begünstigen können, wie z.B. Rauchen, hormonelle Störungen, angeborene und erworbene Gendefekte oder bestimmte Grunderkrankungen wie Diabetes und Leukämie.

Bezüglich chronischer und langsamer Verläufe scheinen die Verteilung und der Umfang der Zahnbeläge im Allgemeinen eine entscheidende Rolle zu spielen.
Bei den akuten, schnellen und mitunter aggressiven Verläufen gilt unser Augenmerk eher  der Beteiligung von schädlichen, spezifischen Keimen am Biofilm und dem gestörten Immunsystem, das aus unterschiedlichen Gründen Defizite aufweist.

Demnach muss auch die Herangehensweise bei der Therapie in Abhängigkeit von der Form der Parodontitis unterschiedlich sein.

Alle Therapiekonzepte beginnen mit jenen Maßnahmen, welche darauf abzielen, den Umfang der bakteriellen Beläge sowohl auf den sichtbaren Zahnflächen als auch in den Zahnfleischtaschen auf ein für das Abwehrsystem erträgliches Maß zurückzufahren. Dieses Bündel an Maßnahmen wird häufig unter dem Begriff „Initiale Therapie“ zusammengefasst. Sie beinhaltet:

  • Die Anleitung, Instruktion und Begleitung zur Verbesserung der häuslichen Zahnhygiene, wie sie in der Prophylaxe praktiziert wird.
  • Die professionelle Zahnreinigung:
    In regelmäßigen Zeitabständen durchgeführt und in Kombination mit einer optimalen häuslichen Zahnpflege kann die professionelle Zahnreinigung die erneute Besiedlung von vormals gereinigten Zahnfleischtaschen durch krankmachende Keime nachhaltig verhindern.
  • Eine tiefe Reinigung der Zahnfleischtaschen und der entsprechenden Wurzeloberflächen unter lokaler Betäubung mit speziell dafür entwickelten Instrumenten.

In ausgewählten Fällen kann nach einer entsprechenden Diagnostik während der Zahnfleischtaschenreinigung unterstützend ein Antibiotikum eingesetzt werden, um besonders aggressive Bakterien abzutöten.

Durch die Initiale Therapie wird auch das natürliche Regenerationspotential des Zahnhalteapparats angeregt, welches ihm ermöglicht, geschädigte Strukturen und Gewebe in einem bescheidenen Umfang selbst wiederherzustellen.

Nach diesen Maßnahmen der Plaque-Bekämpfung werden die Behandlungsergebnisse zusammen mit Ihnen evaluiert, um einschätzen zu können, ob und wenn ja, welche weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Parodontitis erforderlich sind.

Nach Abschluss dieser aktiven Behandlungsphase sind wiederkehrende Nachuntersuchungen im Sinne einer Langzeitbetreuung von großer Bedeutung,  um die Parodontitis in Schach zu halten. Durch die vorangegangenen Maßnahmen wird die Erkrankung des Zahnhalteapparats  nur eingedämmt jedoch nicht gänzlich geheilt. Mit regelmäßig durchgeführten professionellen Zahnreinigungen, wiederholten Zahnpflegeanleitungen und der  Reinigung von Resttaschen soll verhindert werden, dass die Krankheit wieder aufflammt

Die Zeitabstände der Nachuntersuchungen richten sich  nach dem Schweregrad der Parodontitis und dem  Zustand der Mundhygiene und können im Laufe der Betreuung angepasst werden. Intervalle von drei, vier oder sechs Monaten sind hierbei denkbar.